- Jede vierte Rechnung wird zu spät oder gar nicht bezahlt
- Zahlungsverzug und -ausfälle sorgen für Gewinneinbußen und verzögern Investitionen
- Nur gut ein Drittel der Unternehmen setzt beim Forderungsmanagement auf externe Dienstleister
Jedes Jahr werden EU-weit rund 18 Milliarden Rechnungen ausgestellt, doch um die Zahlungsmoral in Europa ist es schlecht bestellt: Etwa jede vierte Rechnung wird zu spät (19 Prozent) oder gar nicht beglichen (5 Prozent). Das zeigt die EOS Studie „European Payment Practices 2025“, für die 2.200 Finanzmanager aus 11 Ländern befragt wurden.
In Deutschland, der Schweiz und Frankreich ist die Zahlungsmoral im Ländervergleich am höchsten. Hier gingen 21 bzw. 22 Prozent der Zahlungen zu spät ein oder waren uneinbringlich. In Rumänien begleichen 29 Prozent der säumigen Zahler*innen ihre Rechnungen verspätetet oder gar nicht. Damit ist die Zahlungsmoral dort im europäischen Vergleich am schlechtesten.
Viele Kunden nehmen eine verspätete Zahlung bewusst in Kauf.
Als Gründe für die verspätete Zahlung oder gar den Zahlungsausfall führen Unternehmen vor allem kurzfristige Liquiditätsengpässe ihrer Privatkunden (54 Prozent) und Vergesslichkeit (51 Prozent) an. Bei Geschäftskunden vermuten sie vor allem Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden (61 Prozent) und das Ausnutzen von Lieferantenkrediten (57 Prozent). Aber auch langsame, nicht digitalisierte Bearbeitungsprozesse (48 Prozent) sorgen wohl für Verzögerungen, vermuten die Befragten. Überschuldung und Insolvenzen ihrer Geschäftspartner sehen 43 Prozent als Ursache für unbezahlte Rechnungen.
Für Unternehmen besonders herausfordernd: Einige Kunden zahlen offenbar nicht aus Versehen verspätet. Rund ein Drittel der Unternehmen geht davon aus, dass sowohl Geschäftskunden (31 Prozent) als auch durch Privatkunden (34 Prozent) ihre Rechnungen vorsätzlich nicht begleichen.
Die Unternehmen haben ihre Zahlungsziele verkürzt.
Als Folge der schlechten Zahlungsmoral gewähren europäische Firmen ihren Kunden weniger Zeit für die Begleichung offener Rechnungen. Mit durchschnittlich 31 Tagen ist das gesetzte Zahlungsziel im Zehnjahrestrend auf einem Tiefstand (Geschäfts- und Privatkunden). Im Jahr 2015 waren es noch 34 Tage, 2022 sogar noch 37 Tage.
Privatkunden werden in Europa im Durchschnitt nur noch 23 Tage zum Bezahlen gewährt. Nur spanische Unternehmen sind großzügiger: Sie erlauben mit 31 Tagen eine vergleichsweise lange Frist. Geschäftskunden haben in Europa im Schnitt 36 Tage als Zahlungsziel und somit 13 Tage länger Zeit als Privatkunden.
Dass säumige Privatkunden ihre Rechnungen durchschnittlich schneller als säumige Geschäftskunden bezahlen, spielt dabei wohl keine Rolle. Sie begleichen ihre Rechnungen im Durchschnitt 19 Tage und Geschäftskunden 21 Tage nach Ablauf der Zahlungsfrist.
Die Folgen der schlechten Zahlungsmoral für die Wirtschaft sind gravierend.
Der Zahlungsverzug und die -ausfälle bleiben nicht ohne Folgen: Fast jedes zweite Unternehmen gab an, in der Vergangenheit deswegen Gewinneinbußen erlitten zu haben (48 Prozent), 46 Prozent gaben an, dass es deshalb zu höheren Zinskosten kam. Bei jedem fünften Unternehmen (22 Prozent) kam es zu einer Kürzung oder einem Stopp von Investitionen. In Frankreich und Slowenien musste sogar jede fünfte Firma um ihre Existenz bangen, im europäischen Durchschnitt sind es 16 Prozent.
Eva Griewel, CFO der EOS Gruppe: „Je länger Unternehmen auf ihr Geld warten müssen, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Rechnung gar nicht bezahlt wird. Insofern ist die Zahlungsmoral ein wichtiger Indikator für potenzielle Zahlungsausfälle. Nimmt die Anzahl solcher Ausfälle stark zu, kann das die Gläubiger-Unternehmen selbst in die Insolvenz treiben, mit den daraus resultierenden negativen Effekten wie dem Verlust zahlreicher Arbeitsplätze.“
Die schwache Konjunktur macht wenig Hoffnung, dass sich das Zahlungsverhalten in naher Zukunft bessern könnte: Jedes fünfte europäische Unternehmen (22 Prozent) geht davon aus, dass es in den kommenden zwei Jahren mit noch mehr Zahlungsverzögerungen und -ausfällen rechnen muss. Französische Firmen blicken hoffnungsvoller nach vorn: Hier geben 19 Prozent der Befragten an, dass sich nach ihrer Einschätzung das Zahlungsverhalten ihrer Kunden in den nächsten zwei Jahren verbessern wird. In Bulgarien und Deutschland sagen dies nur jeweils 8 Prozent.
Professionelles Mahnwesen sorgt für Sicherheit.
„Unsere aktuelle Studie zeigt, dass die schlechte Zahlungsmoral in Europa eine ernstzunehmende Herausforderung für Unternehmen darstellt. Obwohl die NPL-Volumina bei Banken derzeit insgesamt auf einem niedrigen Niveau sind, dürfen wir die Auswirkungen von verspäteten oder ausbleibenden Zahlungen nicht unterschätzen. Unternehmen sollten sich vorbereiten, denn diese Entwicklung stellt hohe Ansprüche an das Liquiditätsmanagement von Unternehmen”, warnt CEO Marwin Ramcke.

Für Gläubiger weltweit wird das Forderungsmanagement, auch aufgrund der global unübersichtlichen Lage, immer komplexer und risikobehafteter.
Mit einem professionellen Mahnwesen lassen sich die Folgen der schlechten Zahlungsmoral für die Gläubiger abmildern. Bislang regelt allerdings nur eine Minderheit ihr Forderungsmanagement mit externer Unterstützung. Knapp ein Drittel der Unternehmen fährt zweigleisig und wickelt ausstehende Zahlungen sowohl intern als auch über externe Dienstleister ab. Durchweg auf Profis im Forderungsmanagement setzen im europäischen Durchschnitt lediglich 7 Prozent.
Inkasso wird für viele Unternehmen zunehmend zum Erfolgsfaktor.
"Für Gläubiger weltweit wird das Forderungsmanagement, auch aufgrund der global unübersichtlichen Lage, immer komplexer und risikobehafteter", sagt Marwin Ramcke. Mit Blick auf die abnehmende Zahlungsmoral ihrer Kunden sollten Unternehmen die wirtschaftlichen Risiken von Zahlungsverzug und -ausfällen daher genau abwägen und die Zusammenarbeit mit einem professionellen Inkassodienstleister prüfen.
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Carina Bonde
Corporate Communications & Marketing
Tel.: + 49 173 2979331
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