In zwölf Ländern eine Software ausrollen. 1.800 Nutzerinnen und Nutzer, mindestens ebenso viele Bedürfnisse und etliche ungeschriebene Gewohnheiten – da darf man von einer Herausforderung sprechen. Pia Fischbach und Cristian Musat wirken angesichts dessen erstaunlich entspannt.
Die Bereichsleiterin Strategy & Consulting bei EOS Technology Solutions in Deutschland und der IT-Leiter bei EOS in Rumänien leiten die Entwicklung von Kollecto+. Die neue Inkassoplattform für die EOS Tochtergesellschaften in Osteuropa soll die bisherige Software Kollecto ablösen – webbasiert und cloudfähig. Möglich macht das ein internationales Team. „Rund 25 Kolleginnen und Kollegen aus Rumänien und Deutschland zählen zu den Treibern und Gestaltern von Kollecto+“, erklärt Musat. Mit der bisherigen Software Kollecto verwalteten bislang neun EOS Landestöchter ihr Forderungsmanagement. Das System ist zwar leistungsfähig, hat aber einen entscheidenden Nachteil: „Kollecto existiert in so vielen Versionen, wie es EOS Tochtergesellschaften gibt“, sagt Fischbach. „Jedes Unternehmen hat über die Jahre sein System weiterentwickelt – manchmal in eigene Richtungen, manchmal parallel, aber nicht mit anderen koordiniert.“
Spezifische Lösungen via Plug-and-play.
Mit Kollecto+ schafft sich EOS eine effiziente, zukunftsfähige Lösung, die aus vielen einzelnen Modulen besteht: Eines für diejenigen, die Kontakt mit säumigen Zahlerinnen und Zahlern haben. Eines zur Verwaltung von Vermögenswerten. Eines für alle Rechtsabteilungen – und so weiter. Je nach Bedarf können weitere Module über Plug-and-play aktiviert oder deaktiviert werden.
Es sollen die Nutzerinnen und Nutzer sein, die kollektiv Neuerungen erarbeiten.
Herausfordernd sind dabei zum einen die nationalen Erfordernisse. „Die Regeln für die Kontaktaufnahme mit Kundinnen und Kunden sind verschieden, es gibt andere Sprachen, in manchen Ländern gibt es Forderungen in lokaler Währung und in Euro und so weiter“, sagt Musat. „Eine einheitliche Software zu entwickeln, die viele nationale Konfigurationen erlaubt, ist natürlich anspruchsvoller, als eine lokale Version zu programmieren.“ Doch die Mühe zahle sich aus: „Wir können Kollecto+ überall für die komplexesten Probleme konfigurieren, sie für 30 Personen in Slowenien oder 500 Personen in Rumänien skalieren.“
Weiterentwicklungen für Forderungsmanagement werden zentral verfügbar.
Zum anderen sei die länderübergreifende Kollaboration immer wieder ein Drahtseilakt, erzählt Fischbach. Schließlich werden sich die EOS Landestöchter künftig nicht mehr alle Sonderwünsche erfüllen können. „Den einen Button am Dialogfenster von links nach rechts verschieben? Das wird es bei Kollecto+ nicht mehr geben“, sagt Fischbach. Die Abstimmung bringe jedoch insgesamt mehr Vorteile als Nachteile. So werden alle Weiterentwicklungen, egal, von wo angeregt, allen Nutzerinnen und Nutzern von Kollecto+ zur Verfügung stehen. Die Software ist also ein organisches System. „Ungefähr alle vier Wochen werden wir eine bestehende Funktionalität verbessern oder eine neue einführen“, prognostiziert Fischbach.
Und: „Bei Entscheidungen setzt sich nicht das Land, das am lautesten schreit, mit einer Idee durch, sondern die Idee mit dem größten Business Value.“ Um den Austausch von Informationen und Learnings weiter zu fördern, entscheidet das monatlich tagende Kollecto+-Board über die nächsten Schritte.
In Kroatien soll die Umstellung auf Kollecto+ im ersten Halbjahr 2019 abgeschlossen werden, in Bosnien, Serbien und Polen läuft der Prozess. Und auch Landestöchter in Westeuropa zeigen Interesse. Neben dem technischen Fortschritt auch ein kollaborativer Erfolg: Etwaige Vorbehalte der Kolleginnen und Kollegen hätten sich schnell aufgelöst. „Die Landesgesellschaften konnten den Mehrwert einfach erkennen“, sagt Musat. „Das hat ihnen das Mitmachen leicht gemacht.“