- Die Hälfte der jungen Menschen sorgt sich um ihre finanzielle und berufliche Zukunft.
- Viele von ihnen haben den Wunsch nach mehr Finanzbildung. Das Interesse am Thema ist allgemein sehr hoch.
- Rund jeder Fünfte zwischen 18 und 34 Jahren hat in den letzten Monaten Schulden aufgenommen.
- Insgesamt gehen jungen Menschen in Europa aber verantwortungsvoll mit ihren Finanzen um.
„Cash-Stuffing” bezeichnet eine Sparmethode, bei der man sein monatlich verfügbares Einkommen als Bargeld auf verschiedene Briefumschläge verteilt, die für eine bestimmte Budgetkategorie – beispielsweise die Miete, Lebensmittel oder Urlaub – stehen. Ziel ist es, die eigenen Ausgaben im Blick zu behalten und am Ende des Monats keine böse Überraschung zu erleben.
Man würde vermuten, dass diese recht veraltete Form der finanziellen Selbstverwaltung in Zeiten von PayPal und Onlinebanking etwas aus der Zeit gefallen sei. Die Trends der Social-Media-Plattform TikTok zeichnen da jedoch ein anderes Bild: Denn gerade bei jungen Menschen findet das Cash-Stuffing seit der stark ansteigenden Inflation wieder besonders großen Anklang. Anhaltspunkte, warum es gerade die Millennials und Angehörigen der Generation Z sind, die sich solch analoger Methoden bedienen, liefern die Ergebnisse der „Europeans in Financial Trouble?“ EOS Consumer Study 2023.
Ich finde, wir sollten ein obligatorisches Fach in der Schule haben, in dem wir das Thema Finanzen behandeln.
Ruben Hübscher
Auszubildender bei EOS in der Schweiz
Überraschend: Bargeld ist gerade bei jungen Menschen wieder beliebter.
Bargeld war eigentlich längst als Auslaufmodell abgestempelt. Während der Pandemiejahre hat die Nutzung in Europa nochmals deutlich abgenommen. Die Ergebnisse der EOS Studie zeichnen ein ganz anderes Bild: Gerade die jungen Menschen zwischen 18 und 34 Jahren nutzen in den letzten Monaten zwar auch digitale Zahlmethoden wie PayPal oder Klarna. Überraschenderweise gaben jedoch gleichzeitig 48 Prozent von ihnen an, in den letzten Monaten auch häufiger zum Bargeld gegriffen zu haben (zum Vergleich: 42 Prozent aller Befragten).
Dass nun gerade in Zeiten hoher Inflationsraten die Menschen wieder auf das Altbewährte zurückgreifen, hängt vermutlich damit zusammen, dass Bargeld anders als sein digitales Pendant mehr Sicherheit und Kontrolle über die eigenen Finanzen suggeriert. Und wie die Studie zeigt, sind mehr als alle anderen Altersgruppen gerade die 18- bis 34-Jährigen verunsichert, was die eigene Zukunft angeht: Jede*r Zweite macht sich Sorgen um seine finanzielle Situation. Sorgen bereiten vor allem die Inflation (70 Prozent), gefolgt von den hohen Energiekosten (47 Prozent) und der Angst vor Arbeitslosigkeit (27 Prozent).
Dass nun gerade in Zeiten hoher Inflationsraten die Menschen wieder auf das Altbewährte zurückgreifen, hängt vermutlich damit zusammen, dass Bargeld anders als sein digitales Pendant mehr Sicherheit und Kontrolle über die eigenen Finanzen suggeriert. Und wie die Studie zeigt, sind mehr als alle anderen Altersgruppen gerade die 18- bis 34-Jährigen verunsichert, was die eigene Zukunft angeht: Jede*r Zweite macht sich Sorgen um seine finanzielle Situation. Sorgen bereiten vor allem die Inflation (70 Prozent), gefolgt von den hohen Energiekosten (47 Prozent) und der Angst vor Arbeitslosigkeit (27 Prozent).
Junge Menschen wünschen sich mehr Finanzkompetenz.
Mit 47 Prozent teilen zwar ein Großteil aller Befragten die finanziellen Sorgen der Jungen. Beim Thema Finanzkompetenz zeigt sich hingegen ein sehr viel stärkerer Kontrast: Hier liegt der Anteil der jungen Altersgruppe, die sich mehr Finanzbildung wünschen würde, mit 51 Prozent deutlich über dem Durchschnitt (43 Prozent) und noch weiter über dem der Ü50-Jährigen (34 Prozent). Dies könnte man als Zeichen werten, dass man sich die Kompetenz, richtig mit seinen Finanzen umzugehen, erst im Laufe des Lebens aneignet, obwohl es auch im jungen Alter bereits viele finanzielle Entscheidungen zu treffen gilt, die die eigene Zukunft beeinflussen.
„In der Schule gibt es viel zu wenige Angebote zum Thema Finanzbildung”, findet auch Liz Weber. „Dabei wäre es so wichtig“, pflichtet Ruben Hübscher ihr bei. Beide machen derzeit eine Ausbildung bei EOS in der Schweiz. Wie sie verantwortungsvoll mit ihren ersten Löhnen umgehen? Das mussten sich beide selbst beibringen. Liz erzählt: „Ich bin 17 Jahre alt und habe nie gelernt, wie ich meine Steuern mache. Zum Glück kann mein Vater mir dabei helfen. Aber was sollen Jugendliche machen, die ganz auf sich allein gestellt sind?” Ruben hat eine Idee, wie man das Problem angehen könnte: „Ich finde, wir sollten ein obligatorisches Fach in der Schule haben, in dem wir das Thema Finanzen behandeln.”
„In der Schule gibt es viel zu wenige Angebote zum Thema Finanzbildung”, findet auch Liz Weber. „Dabei wäre es so wichtig“, pflichtet Ruben Hübscher ihr bei. Beide machen derzeit eine Ausbildung bei EOS in der Schweiz. Wie sie verantwortungsvoll mit ihren ersten Löhnen umgehen? Das mussten sich beide selbst beibringen. Liz erzählt: „Ich bin 17 Jahre alt und habe nie gelernt, wie ich meine Steuern mache. Zum Glück kann mein Vater mir dabei helfen. Aber was sollen Jugendliche machen, die ganz auf sich allein gestellt sind?” Ruben hat eine Idee, wie man das Problem angehen könnte: „Ich finde, wir sollten ein obligatorisches Fach in der Schule haben, in dem wir das Thema Finanzen behandeln.”
finlit bringt Finanzbildung in die Schulen.
Neben dem richtigen Sparen und der Erstellung der Steuererklärung gesellt sich gerade in Krisenzeiten noch eine weitere potenzielle Wissenslücke: Wie gehe ich mit Schulden um? Im Rahmen der Studie gaben insgesamt 22 Prozent der Befragten zwischen 18 und 34 Jahren an, in den letzten Monaten Schulden aufgenommen zu haben – weit häufiger als in der Ü50-Generation (14 Prozent). Rund jede*r zehnte Betroffene der jungen Altersgruppe (8 Prozent) führte als Hauptgrund für die Schulden an, nicht genügend Erfahrung mit Banken und Krediten zu haben.
Für viele andere Dinge wie Lesen-, Schreiben- und Rechnen-Lernen nehmen wir uns viel Zeit. Das sollte auch für den Umgang mit Geld gelten.
Jana Titov
Geschäftsführerin der finlit foundation
Um die nachfolgenden Generationen besser auf Situationen wie diese vorzubereiten, hat die EOS Gruppe 2020 die finlit foundation ins Leben gerufen. Die gemeinnützige Gesellschaft hat sich zur Aufgabe gemacht, Kinder und Jugendliche bereits im Schulalter im richtigen Umgang mit Geld zu unterrichten und so einer möglichen Überschuldung im weiteren Leben vorzubeugen. „Wir reden zu wenig über Geld und Schulden. Dabei ist es wichtig, so früh wie möglich Hilfe zur Selbsthilfe zur leisten”, findet Jana Titov, Geschäftsführerin bei finlit. Ihr erstes Bildungsprogramm ManoMoneta richtet sich an Grundschüler*innen und wurde bereits in Schulen mehrerer europäischen Länder ausgerollt. Ein weiteres Programm für Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren steht in Deutschland bereits in den Startlöchern. „Nur wenn wir früh damit anfangen, wird das Thema enttabuisiert und die jungen Menschen bekommen Sicherheit”, fügt Jana an.
Weitestgehend verantwortungsvoller Umgang mit Geld.
Was heute schon Mut macht, ist, dass ein Großteil der Befragten der Altersgruppe von 18 bis 34 Jahre bereits einen sehr verantwortungsvollen Umgang mit Geld an den Tag legt. 52 Prozent von ihnen gaben an, preisbewusster zu leben als noch vor ein paar Monaten. Zudem wurden Schulden in den letzten Monaten in erster Linie für prinzipiell notwendige Dinge wie Energiekosten (20 Prozent), Renovierungsarbeiten (19 Prozent) und Lebensmittel (18 Prozent) gemacht. In 58 Prozent der Fälle überstiegen sie nicht die Tausend-Euro-Marke. Ein Grundwissen, wie man richtig mit Geld umgeht, scheint also schon vorhanden zu sein – genau wie das Interesse am Thema: 41 Prozent der U35-Befragten gaben an, sich gerne mit den Themen Geld und Finanzen auseinanderzusetzen. Es wird also Zeit, diesen Wissensdurst schon früh zu stillen, findet Jana: „Für viele andere Dinge wie Lesen-, Schreiben- und Rechnen-Lernen nehmen wir uns viel Zeit. Das sollte auch für den Umgang mit Geld gelten.”
Als ein führender internationaler Experte für Forderungsmanagement mit Standorten in 24 Ländern erstellt EOS gemeinsam mit renommierten Marktforschungsinstituten jedes Jahr Markt- und Verbraucher*innen-Studien. Themen rund um die Zahlungsmoral von Verbraucher*innen, Unternehmen, Zahlungsmethoden, Digitalisierung und den Nutzen von Daten liefern spannende Erkenntnisse.
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Photo credits: EOS